»In 28 Szenen stellt der ebenso vielschichtige wie kurzweilige Abend die Männer und ihr Leben vor – und konfrontiert gleichzeitig die Zuschauerinnen und Zuschauer mit sich selbst, indem er das Zuschauen zum Thema macht: Ist das Tourette oder Absicht? Ist das noch Zuschauen oder schon Gaffen? Tic oder Timing? Krankheit oder Kunst? Entlang dieser Fragen entwickelt der Abend seine überwiegend komischen Szenen. Das Schöne dabei: Hier lachen nicht die einen über die anderen, sondern alle miteinander. Ein Höhepunkt ist das Duell „Wer tict zuerst?“, nachempfunden dem beliebten Kinderspiel „Wer blinzelt zuerst?“. Jürgens und Hempel stellen sich dazu voreinander auf und versuchen, nicht zu zucken oder sonst wie aus der Rolle zu fallen, was zu herrlichen Verrenkungen und unvorhersehbaren Pointen führt. Als Schiedsrichterin fungiert Barbara Morgenstern, die mit ihren Liedern und elektronisch gesampelter Untermalung den Abend musikalisch zusammenhält. Sie führt immer wieder vor, dass Musik eine beruhigende Wirkung hat. […] Wie die Welt oder auch bloß die Theater wohl aussähen, wenn sie so eingerichtet wären, dass sich alle wohlfühlten? Auch diese Frage schwebt an dem Abend mit. Er ist keine „Freakshow“ geworden, wiewohl er natürlich die Schaulust befriedigt. „Chinchilla Arschloch, waswas“ feiert nicht das Anderssein, sondern das Wunderwerk Mensch. Hier wird niemand vorgeführt; hier präsentieren sich erwachsene, klar denkende Menschen in all ihrem Beschädigtsein und in all ihrer Schönheit.«
Deutschlandfunk, Kultur heute, 12. April 2019

 
»[…] Doch Haug und ihre drei Performer (unterstützt von der Musikerin Barbara Morgenstern) drehen den Spieß um: Sie jonglieren mit unseren Vorurteilen und den Zweifeln daran, was da echt und welcher Tic nur gespielt ist; sie hinterfragen nicht nur Handkes "Publikumsbeschimpfung", wenn sie sich Gedanken darüber machen, wer hier wen in der Hand hat; die Provokationen schlagen munter Purzelbäume, bis sie sich als herbe Kritik an der saturierten Anständigkeit entpuppen. […] So kann man es also auch machen: ein Abend mit Nachrichten aus dem Zwischenhirn ohne irgendeinen Anflug von Betroffenheitsverrenkung. Eine ehrliche, auch das Herz öffnende Revue der Unzulänglichkeiten, die eben dazugehören, selbst wenn man sie nicht unter Kontrolle bringt. Ein Plädoyer für die unergründlichen Hintergedanken, die auf einmal im Rampenlicht stehen, und irgendwie auch eins für die manchmal notwendige Störung der öffentlichen Ordentlichkeit.«
Spiegel online, 12. April 2019
 
»[...] Und sie demonstrieren, welch künstlerische Energie sie entwickeln können, wenn sie Tourette nicht unterdrücken: Einmal singt Jürgens mit sehnsüchtig-markanter Stimme vom Laufen, Morgenstern treibt ihn am Flügel voran. Toller Deutschpop, der weit schwingt, berührt. Vor allem aber übernehmen sie zunehmend die Kontrolle über den Abend. Spätestens, als Kaffenberger dazukommt und seine Antrittsrede im Landtag nachspielt, scheinen sich die Tics der drei zu intensivieren. Je mehr die Protagonisten den Ton angeben, desto stärker droht er zu zerbröseln. Und das ist erstaunlich spannend.«
nachtkritik.de, 11. April 2019
 
»Richtig gut. Weil es den schmalen Grat zwischen Unterhaltung und Zurschaustellung oder Bloßstellung nie verlässt. Die drei Männer bleiben immer sie selbst. Und nie ist einer wie der andere. Jeder steht für sich. […] Das hat nichts von einem Panoptikum. Sondern viel mehr etwas von Mutigsein und Grenzen sprengen. Denn es zeigt, wie Tourette-Menschen sind, wie sie fühlen, was sie sich wünschen. Und vor allem: Wie man sich auf sie einlassen kann. Und wie man ihnen begegnen kann. […] Die Versuchsanordnung in »Chinchilla Arschloch was was« gelingt. Es ist der seltene Moment, in dem Theater erklärt - ohne den Zeigefinger zu sehr auszustrecken. Eher ist da nur ein sanftes Streicheln.«
Main-Echo, 17. April 2019
 
»Das ist aber nicht auf­ge­setzt oder so ty­pisch thea­tra­lisch schräg, wie man das eben so kennt im zeit­ge­nös­si­schen Thea­ter oder im post­dra­ma­ti­schen. Es ist na­tur­schräg. Und des­halb auch na­tur­schön. Haug gibt, wie es in ei­ner der ein­ge­blen­de­ten Tex­te heißt, dem Sym­ptom ei­ne Büh­ne und der Büh­ne ein Sym­ptom. Sie spielt das Thea­ter als Sys­tem und das Tou­ret­te ge­gen­ein­an­der und mit­ein­an­der. Tou­ret­te, das ist die Krank­heit, die ge­gen die Re­geln geht. Thea­ter aber ist ein Ort, in ­dem es Re­geln und Ab­sich­ten gibt, auf der Büh­ne, in der Ar­beit, beim Pu­bli­kum. Man lernt nicht nur viel über Tou­ret­te, son­dern auch et­was über Thea­ter. […] „Chin­chil­la Arsch­loch was­was“ zeigt, was In­klu­si­on bes­ten­falls be­deu­ten kann. Es ge­lingt ein Ge­mein­sa­mes, das man al­lein nicht hät­te er­fah­ren kön­nen. Und da das doch auch ein Wunsch des Thea­ters ist, pas­sen in die­ser In­sze­nie­rung Thea­ter und Tou­ret­te ganz wun­der­bar zu­sam­men. So­gar mit ei­ner Ur­auf­füh­rung an je­dem Abend.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. April 2019
 
»Jeder Abend dürfte ein Unikat sein, je nachdem, was Tourette daraus macht. Ein garantiert unechter Eisbärenteppich liegt bereit, bei näherer Hinsicht besteht die Bühne (Mascha Mazur) aus Eisschollen, darauf orangefarbene Möbel, die zum Teil sehr bequem zu sein scheinen (eine Hempel-Bedingung). Die Losung des Abends wird früh ausgegeben: „Dort draußen bin ich eine Störung, hier drinnen bin ich eine Attraktion.“ Dass man sich gegenseitig zuschauen könnte und vielleicht mal was fragen: eine aufregende Option.«
Frankfurter Rundschau, 13. April 2019
 
»Schnell ist klar: Tourette und Theater haben mehr gemein als gedacht. Kein Wunder, dass Kaffenberger den hessischen Landtag „meine Bühne“ nennt, als er berührend seine Antrittsrede nachstellt. […] Jubelsalven branden aus dem Publikum auf, das spätestens jetzt entdeckt, welch ungeheure Begabungen die drei „Kranken“ auf die Bühne mitbringen. Und welchen Mut. Dass sie hier in einem Schauspiel zu sehen sind, ist alles andere als selbstverständlich.«
Frankfurter Neue Presse, 13. April 2019
 
»Ein ausgesprochen unbeschwerter und unbedingt ansehenswerter Abend ist das. Es wird nicht Theater über diese drei Menschen gemacht, die von Beruf Altenpfleger, Mediengestalter und Landtagsabgeordneter sind, vielmehr sind sie es, die eine Show machen, unter Begleitung der Berliner Elektropopmusikerin und Pianistin Barbara Morgenstern.«
Offenbach - Post, 13. April 2019